Kapitel 2

Externe Stolpersteine bei der Unternehmensnachfolge

Grundsätzlich lassen sich die sogenannten Stolpersteine beim Unternehmensverkauf im Wesentlichen in zwei übergeordnete Kategorien unterscheiden: Unternehmensexterne Einflussfaktoren bzw. Stolpersteine und Unternehmensinterne Einflussfaktoren. Die untenstehende Tabelle zeigt auf, wie sich diese beiden Kategorien weiter differenzieren lassen:

Die verschiedenen Stolpersteine können demnach auf externen oder internen Faktoren beruhen. Während (makroökonomische) externe Faktoren beispielsweise Markt- und Umweltbedingungen oder gar politische Rahmenbedingungen beinhalten, gehören zu den internen Faktoren alle unternehmens- und unternehmerbezogenen Aspekte. Unternehmerbezogene Aspekte sind, wie in dem Wort verankert, in der Regel eng mit der Person des Inhabers oder der Eigentümerfamilie verbunden. Bevor wir im Folgenden die einzelnen internen Einflussfaktoren beleuchten, widmen wir uns zunächst den externen Faktoren.

Externe Einflussfaktoren

Zu den Einflussfaktoren im weiteren Sinne sind folgende Faktoren in die Betrachtungen einzubeziehen:

  • Das Markt- und Kapitalumfeld
  • Wettbewerbsbezogene Faktoren
  • Konjunkturelle Entwicklungen
  • Politische Entwicklungen
  • Technologische Entwicklungen

Während sich als Beispiel für politische Entwicklungen mit erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen der Krieg in der Ukraine anführen lässt, entsprechen die jüngsten Zinsveränderungen dem Bereich des Kapitalumfelds. Als weiteres Beispiel ist an dieser Stelle die Corona-Krise zu nennen, dessen langfristige Auswirkungen ebenso noch heute relevant sind. Während externe Aspekte fortwährend Einfluss auf Verkaufsprozesse und Transaktionen haben können, gilt es im Rahmen dieses Beitrags, insbesondere die jüngsten externen Faktoren hervorzuheben.

Unter den Folgen der Corona-Krise litt so beispielsweise der gesamte M&A-Markt im Jahr 2022. Nach dem Rekordjahr 2021 ist sowohl die Anzahl der Transaktionen als auch das Gesamtvolumen im Jahr 2022 deutlich eingebrochen, teilweise um mehr als 30 %.

Dies lag mitunter am Krieg in der Ukraine, welcher nicht nur das M&A-Geschäft in der ersten Jahreshälfte 2022 schlagartig ausgebremst hat. Experten vermuten, dass nicht nur die dadurch bedingten Lieferengpässe Auswirkungen auf M&A-Prozesse hatten, sondern insbesondere der Einfluss der Zinswende erheblichen Einfluss auf Unternehmensverkäufe hatte. Die Zinsentwicklung stellte vor allem die Finanzierung von Transaktionen vor große Herausforderungen. Diese stellt vor allem die Finanzierung von Transaktionen vor große Herausforderungen.

Die Zinswende kann in erster Linie die Übernahmen in Form eines MBO oder MBI schwieriger gestalten, da diese auf externe Parteien im Rahmen der Transaktionsfinanzierung angewiesen sind. Während die negativen Auswirkungen steigender Zinsen auf das Transaktionsgeschehen bekannt sind, haben sich diese primär auf große Transaktionen ausgewirkt. Die Anzahl der Unternehmensnachfolgen im KMU-Segment ist weiterhin hoch. Dies liegt einerseits am Verkaufsdruck der Unternehmen – bedingt durch den demografischen Wandel (vgl. Kapitel 1.3) – und andererseits auch am Anlagedruck der Kapitalverwalter, auch bedingt durch die zwischenzeitlich hohe Inflation.

Als weiterer externer Einflussfaktor ist an dieser Stelle als aktuelles Beispiel die bereits zuvor erwähnte Corona-Krise zu nennen, welche die Nachfolgeplanung bei vielen KMU kurzzeitig nahezu auf Eis gelegt hat. Grund dafür waren Lieferkettenstörungen, Personalengpässe und ebenso Nachfragerückgänge (beispielsweise in der Gastronomie), sodass sich der unternehmerische Fokus meist auf die reine Aufrechterhaltung des alltäglichen Geschäftsbetriebs und Fortführung des Unternehmens richtete. Post-Corona-Umfragen zeigen jedoch, dass sich die Anzahl der Unternehmer, welche Nachfolgepläne hegen, wieder auf Vorkrisenniveau befindet.

Ferner existieren auf Basis unserer Erfahrung weitere Facetten wie sogenannte prozessuale und käuferspezifische Faktoren, die im weiteren Sinne den externen Faktoren zuzuordnen sind.

Ein prozessualer Risikofaktor, der stark abhängig vom jeweiligen Mandanten ist, kann beispielsweise ein zu intensives Einmischen des Mandanten in den Verkaufsprozess sein – in dem Sinne, sodass dieser weniger intensiv als vor Beginn des Verkaufsprozesses im operativen unternehmerischen Geschäft involviert ist. Dies kann zu Einbrüchen der Performance des laufenden Geschäfts führen und sich zu einem weiteren Stolperstein entwickeln.

Neben den prozessualen Stolpersteinen können sich auch käuferspezifische Stolpersteine auftun. Aktuell kommt es aufgrund der jüngsten Zinswende beispielsweise nicht selten vor, dass grundsätzlich geeignete MBI-Kandidaten nicht das nötige unternehmerische Risiko eingehen wollen, welches mit der Kapitalaufnahme verbunden ist, die für die Übernahme der Geschäftsanteile eines Unternehmens nötig wäre. Häufig wünschen sich diese Kandidaten eine Rückbeteiligung durch den Verkäufer, um diesen auch nach der Transaktion an das Unternehmen zu binden und somit einen Teil des Risikos der Unternehmensübernahme an den ehemaligen Inhaber zu übertragen. Im Verlauf eines Verkaufsprozesses können unabhängig von den erwähnten externen Faktoren zudem also weitere interne (also unternehmens- und unternehmerbezogene sowie steuerliche und gesellschaftsrechtliche Aspekte) Herausforderungen und Stolpersteine aus verschiedensten Bereichen auftreten, die sich ggf. zu einem Dealbreaker entwickeln können.

Diese internen Einflussfaktoren werden in Teil drei dieser Blogserie näher beleuchtet.

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Autor des Beitrags

Timo Schmidt, Associate

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